CHRONIK

Schwingerverband am Mythen

Chronik

Noch während der Gründungsversammlung 1921 im Restaurant Schützenhaus wurde ein gewichtiger Grundsatz gefällt. Die Versammlung bestimmte damals sogenannte „Gruppenchefs“, die den verschiedenen Gemeinden zugeordnet wurden. Sie hatten die Aufgabe, den Verband in den Gemeinden fortan auszubauen und zu organisieren. Dazu gehörte auch das Werben um neue Schwinger, die Gestaltung der Schwingübungen und der Einzug der Beiträge. Die Gruppenchefs mussten dem Vorstand über ihre Tätigkeit Bericht erstatten.

An der Vorstandssitzung vom 1. Januar (!) 1925 wurde der Vorstand aufmerksam, dass sich ein gewisser Müller Gottfried in Kaltbach niedergelassen habe. Müller war ein bekannter Turner und Schwinger und stammte aus dem bernischen Zauggenried-Moos. In Kaltbach konnte er seinen langgehegten Wunsch einer selbständigen Leinenweberei-Firma verwirklichen. Es brauchte wohl keine grossen Ueberredungskünste, um den Berner für den Vorstand zu gewinnen, denn im gleichen Jahr noch finden wir Müller Gottfried als Beisitzer im Vorstand Unter seiner Initiative und dem guten Kontakt mit dem Oberaargauischen Schwingerverband entstand die Idee eines Freundschaftsschwingens zwischen diesen beiden Verbänden. Die Generalversammlung vom 7. März 1926 gab hiezu grünes Licht. Es wurden Vereinbarungen getroffen, welche ein ganzseitiges, maschinengeschriebenes A4-Blatt umfasste. Die wichtigsten Abmachungen lauteten: „Jeder Verein sendet eine Delegation von 20 Schwingern an den von beiden Verbänden bezeichneten Matschort. Ist es einem Verbande unmöglich, sich mit vorgenannter Anzahl am Matsche zu beteiligen, so darf er als Ersatz für die fehlenden Schwinger andere im Kanton niedergelassene Schwinger oder Turner stellen“. „Die Fahrt nach dem Festort hat per Auto zu geschehen, die Kosten übernimmt der gastgebende Verband. Der jeweilige Festort sorgt dafür, dass sämtliche Teilnehmer des andern Verbandes wenn möglich im gleichen Gasthofe zu bescheidenem Preise Verpflegung erhalten erhalten können“. „Im Verlaufe des Sommers oder Herbst findet eine Revanche statt in Schwyz und dann übernehmen die Schwyzer die gleichen Pflichten wie die Oberaargauer“. Dem ersten Aufeinandertreffen am 25. April 1926 in Herzogenbuchsee mussten die Mythenverbändler dem Gastgeber den Vortritt lassen. Umso behäbiger soll es während des Festumzuges zu- und hergegangen sein, und auch vor und nach dem Schwingfest wurden die Schwyzer überaus freundschaftlich und liebenswürdig aufgenommen. Die vorgesehene Revanche konnte allerdings nicht im gleichen Jahr stattfinden, da es schon damals zu Terminkollisionen kam. Zur Absicherung gegenüber dem Eidg. Schwingerverband gab man auf Antrag von Müller Gottfried dem zweiten Anlass einen neuen Namen. Der Titel lautete nun: „Freundschafts-Schwinget“. Als Sieger dieser Ausmarchung ging Zurkirchen Josef I, Luzern hervor.

In den dreissiger Jahren sank die Zahl der versicherten Muotathaler Schwinger auf ein Minimum von zwei. Die fehlenden Uebungsgelegenheiten sowie die weite Entfernung zum Sitz des Schwigerverbandes am Mythen brachten zwangsläufig dieses Abflauen der sonst schwingfreudigen Thalsöhne. In der zweiten Hälfte der dreissiger Jahre entflammte im Muotathal der Glaube an einen selbständigen Schwingklub. Auch die Banden der Kameradschaft mit den Mythenverbändlern hatten sich längst gelockert, und das Zusammengehörigkeitsgefühl schwächte sich ab. Nach verschiedenen Verhandlungen und Forderungen gewährte der Schwingerverband am Mythen Einhalt und überliess das weitere Vorgehen den Muotathalern. Der sich abzeichnende Austritt bedeutete für den Schwingerverband am Mythen sicherlich eine Schwächung. Gleichzeitig aber wollte man dem guten heranwachsenden Schwingerholz die Möglichkeit eines eigenen Schwing-klubs nicht verbauen. Die Gründung des Schwingklubs Muotathal erfolgte am 5. September 1937.

Die Trainingsgelegenheiten oder besser gesagt Uebungsgelegenheiten wickelten sich in den Anfangsjahren beim Gasthaus Schützenhaus im Grund/Schwyz ab. Obwohl nicht die besten Bedingungen vorherrschten, besammelten sich die Schwinger bei schönem Wetter auf der Wiese zum gemeinsamen Ueben. Bei Schlechtwetter durften sie die Festhalle benutzen. Von Duschgelegenheiten war keine Rede. Im Jahre 1927 stellte der Mythenverband ein Gesuch an den Gemeinderat Schwyz, das frei werdende Turnlokal für Uebungszwecke zur Verfügung zu halten, was aber erfolglos blieb. Im Laufe der Jahre wechselten die Uebungsplätze immer wieder. So diente der Dachboden der Mythenblick-Garage in Seewen als Uebungslokal. Gleichzeitig stellte der Schwingerfreund Meyer Josef, Restaurant Seehof, einen Sägemehlring im Freien zur Verfügung. Infolge Selbstnutzung des Dachbodens der Mythenblick-Garage musste auf einen anderen Uebungsraum Umschau gehalten werden. In der Jugendherberge des Hotel Rössli in Seewen fanden die Schwinger eine ideale Trainingshalle. Ebenfalls wurde beschlossen, eine Schwingermatte anzuschaffen. Auch hatte man Gelegenheit, nach der Ue-bung zu duschen, wofür aber 50 Rappen entrichtet werden mussten. Leider brach im September 1939 der zweite Weltkrieg aus, und das Trainingslokal wurde eine Truppenunterkunft. Monatelang konnten die Schwinger nicht trainieren. Nun stellte uns Ehrenmitglied Müller Gottfried ein geeignetes Lokal in Kaltbach zur Verfügung, bis in Schwyz oder Ingenbohl etwas Passendes gefunden werden konnte. Auf Initiative von Niederberger Alois stellte die Gemeinde Schwyz im Untergeschoss des Gewerbeschulhauses einen Raum zur Verfügung. Aber schon nach einem halben Jahr musste man die Matte wieder zügeln, diesmal ins Obergeschoss der Turnhalle in Ingenbohl. In jenen Jahren, von 1941 bis im Herbst 1943, hatten die Mythenverbändler gleichzeitig auch Gastrecht im Chüechlibunker in Schwyz. Dort stand ihnen nämlich ein Sägemehlplatz zur Verfügung. Infolge der Teilmobilmachung im September 1943 mussten leider die Schwingerinfrastrukturen aus dem Chüechlibunker geräumt werden. Da die Aktiven im Sägemehl trainieren wollten und die Matte immer grössere Unterhaltskosten verursachte, wurde der Wunsch der Aktiven erfüllt. Neues Uebungslokal wurde wieder der Dachboden der Mythenblick-Garage in Seewen. Nach dem Ueben nahm man immer ein Bad im Lauerzersee. Im Jahre 1954 konnte im alten Schulhaus in Ibach ein schöner Schwingkeller eingerichtet werden. Der Mythenverband installierte auf eigene Kosten eine Duschanlage sowie diverse andere Einrichtungen. Doch auch hier stellte sich heraus, dass dies nur eine kurze Bleibe war, denn der Raum wurde wieder anderweitig benutzt. Daraufhin richteten die Gersauer Schwingerfreunde im Schulhaus Gersau einen komfortablen Schwingerraum ein, der sehr rege benutzt wurde. Im Dezember 1964 wurde erneut gewechselt. In ihrem neuen Kornmattschulhaus stellte die Gemeinde Ingenbohl einen schönen Schwingerraum zur Verfügung. Der Ausbau des Kellers im Betrage von Fr. 1520.– bezahlte der Schwingerverband am Mythen. Der letzte Wechsel vollstreckte sich im Frühjahr 1977, als die Schwinghalle Rubiswil in Ibach bezogen werden konnte. Damit war das stetige Hin und Her beendet, eine optimale und endgültige Lösung war geschaffen.

„D’r Mytheverbändler“ hiess die erste Verbandsbroschüre, welche an alle Mitglieder kostenlos verschickt wurde. 1983 erstmals erschienen, folgten bis 1993 alljährlich zwei bis drei Ausgaben. Es waren verschiedene Gründe, die den damaligen Präsidenten Betschart Franz und seinen Mitinitianten Weber Herbert bewogen zur Feder zu greifen. Vermehrte Information an die Mitglieder stand als oberster Gedanke. Sie wollten kein Buch schaffen, aber es war ihr Anliegen, umfassend über das Vereinsleben zu orientieren, Erfolge und Misserfolge darzulegen, Gratulationen und auch Leidvolles an die Mitglieder heranzutragen. Die finanzielle Lage erlaubte den Druck ohne Inserate, man wollte ja keinen zusätzlichen Festführer. Ausserdem wurden die Passivmitglieder auf diese Weise mehrere Male angesprochen. Im Laufe der Zeit häuften sich die Seitenzahlen zusehens, was füglich zu einer Kostensteigerung führte. Es mussten schliesslich rund Fr. 4000.– aufgewendet werden, um die Unkosten abdecken zu können. Der vermehrte Umfang bedeutete gleichzeitig grösseren Arbeitseinsatz, was das Finden von schreibgewandten (und gewillten) Mitarbeitern erschwerte. An einer Sitzung im Januar 1994 beschloss darauf der Vorstand, den „Mythenverbändler“ in seiner Form aufzugeben. Als Alternative und im Sinne des Informationscharakters werden seit jenem Jahr an der Generalversammlung die Resultate unserer Jung- und Aktivschwinger in der gleichen Heftform abgegeben.

75 Jahre jung. Das Jubiläum des Schwingerverbandes am Mythen rückte immer näher. Der Vorstand befasste sich schon frühzeitig mit diesem Gedanken, und an einer Vorstandssitzung im Mai 1993 wurde dieses Thema eingehend diskutiert. Verschiedene Varianten standen zur Debatte. Man war sich bald einig, dass das 72. Schwyzer Kantonale Schwing- und Aelplerfest, das ja turnusgemäss 1995 dem Mythenverband zufällt, auch durchgeführt werden sollte, und andererseits war der Wunsch einer ersten Jubiläumsschrift (Chronik) unumstritten. Zudem wollte man dieses Jubiläum auch würdig feiern, und so zielte der Vorstand auf eine gemeinsame Feier mit allen Mitgliedern hin. In Anbetracht dieser Situation wurde gegenüber einem Jubiläumsschwingfest Abneigung gezeigt. Schon im Verlaufe des Sommers war die Jubiläumskommission bestimmt. Erfreulicherweise konnte für die Jubiläumsfeierlichkeiten mit Riedweg Werner ein umsichtiger OK-Präsident gewonnen werden. Noch im gleichen Jahr legte der Vorstand der Generalversammlung das Grobkonzept vor. Das Plenum stellte sich vollumfänglich hinter den Antrag und beauftragte gleichzeitig die Jubiläumskommission mit der Erstellung einer Festschrift. Ein Jahr später bewilligte die Vollversammlung den beantragten Kredit von Fr. 30’000.– für die Jubiläumsfestschrift. Riedweg Werner orientierte 1995 an der Generalversammlung über die geplanten Feierlichkeiten und gab einen einladenden Vorgeschmack ab. Die Räumlichkeiten in der Kantonsschule Kollegium Schwyz waren auf den Samstag, 12. Oktober 1996 hin schon reserviert. Zudiesem Zweck bewilligte die Generalversammlung einstimmig den notwendigen Kredit von Fr. 25’000.–.

Nach 30 Jahren eine neue Fahne. Am 20. Oktober 2001 fanden die Feierlichkeiten der Fahnenweihe statt. Einmal mehr durften die Lokalitäten der Kantonsschule Kollegium Schwyz benützt werden. Der in drei Teile gestaltete Anlass – kirchliche Feier, weltliche Feier und gemütlicher Ausklang – war ein in allen Belangen gelungenes Stelldichein. Das OK mit Ehrenmitglied Herbert Weber am Regiepult überliess nichts dem Zufall. Das OK war sich einig, dass die Fahnenweihe zu einem Markstein in der bewegten Verbandsgeschichte des Schwingerverbandes am Mythen werden sollte, das den untrüglichen Beweis der gesunden und wertbeständigen Grundlagen des Schwingerverbandes am Mythen bildet. Die Spannung war gross, als das Patenpaar Adeline Riedweg – Betschart und Josef von Euw – Schilter vor dem Altar die neue Fahne entrollte. Sie löst nun die erste Fahne ab, die den Schwingerverband am Mythen die letzten 30 Jahre bei Freud und Leid begleitete.